2.2. Aufnahmekriterien für eine stationäre Rehabilitation
- Patienten, bei denen ambulante Therapiemaßnamen nicht erfolgversprechend sind und eine dringende Indikation zur Gewichtsreduktion besteht.
- Patienten, deren Übergewicht bereits zu somatischen Folgeerkrankungen geführt hat.
- Patienten, die aufgrund ihres Übergewichtes eine psychische Erkrankung entwickelt haben und einem starken Leidensdruck ausgesetzt sind. (Selbstwertprobleme, Beziehungsstörungen, soziale Isolation, Depressionen)
- Patienten, deren Übergewicht ein sehr großes gesundheitliches Risiko darstellt und eine psychologisch / psychotherapeutische Verhaltensmodifikation zur Überwindung ihrer Essgewohnheiten und ihres Übergewichtes bedürfen. (Identifikation von ursächlichen Faktoren und verhaltensaufrechterhaltenden Situationen, Entwicklung von Bewältigungsstrategien zur Überwindung derselben)
- Als Basismaßnahme zur Vorbereitung einer bariatrischen Behandlung (z.B. Magenband).
- Postoperative Betreuung und Behandlung nach bariatrischen Eingriffen
2.3. Infrastrukturelle Voraussetzungen
Von der Deutschen Adipositas-Gesellschaft werden zur Durchführung von Rehabilitationsmaßnahmen Strukturqualitätsmerkmale mit Mindestanforderungen vorgegeben, die von der Klinik Limberger erfüllt werden.
Das Behandlungsteam besteht aus folgenden Teammitgliedern:
- Teamarzt – Ernährungsmediziner
- Psychologe / Psychotherapeut
- Diät- und Diabetesassistentin
- Sportlehrer / Physiotherapeut
Das 3-Säulen-Therapiemodell erfordert eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit der aufgeführten Mitarbeiter. Standard ist ein strukturiertes Behandlungskonzept, das für alle Teammitglieder verbindlich ist und die Basis zur Erstellung eines individuellen Therapieplanes für jeden einzelnen Patienten bildet. Multimorbide Patienten erfordern Therapiekonzepte mit verschiedenen Schwerpunkten, um Begleiterkrankungen wie z.B. Hypertonie, Diabetes und orthopädische Beschwerden entsprechend zu behandeln und in speziellen Schulungsprogrammen zu berücksichtigen.
Falls nicht zeitnahe ambulante Untersuchungsbefunde vorliegen, liegen zur Diagnostik die folgenden apparativen Voraussetzungen vor, die in unserem Hause regelmäßig genutzt werden:
- EKG
- Belastungs-EKG
- Laboruntersuchungen
- 24 h – Blutdruckmessung
- Sonographie
- Röntgendiagnostik
Falls eine Indikation zur Echokardiografie, Schlafapnoescreening oder Doppler-Sonografie der Gefäße besteht, können diese Maßnahmen konsiliarisch im Adipositas-Zentrum Südwest durchgeführt werden. Außerdem ist eine intensive qualifizierte orthopädische Betreuung durch die Abteilung für Orthopädie an der Klinik Limberger gegeben.
Die Ernährung ist ein wesentlicher Baustein in der Adipositastherapie. Unser qualifiziertes Personal unterstützt Sie dabei, Ihre Ernährung langfristig und nachhaltig umzustellen. Die Diät- und Diabetesassistentin wird dabei unterstützt von diätetisch geschulten Köchen.
Darüber hinaus liegt medizinischerseits die Qualifikation zur Schulung insulin- und nicht insulinpflichtiger Diabetiker vor. Die räumlichen Anforderungen wie Lehrküche, Schulungsbuffet und mediengerecht eingerichtete Schulungsräume sind in ausreichendem Maße vorhanden.
Zur Durchführung des Bewegungs- und Sportprogramms stehen die räumlichen Anforderungen wie Schwimmbad und Sporthalle zur Verfügung. Selbstverständlich kann sowohl eine Fahrrad- als auch Laufbandergometrie durchgeführt werden.
2.4. Durchführung der stationären Rehabilitationsmaßnahme
2.4.1. Aufnahme
In einer zielführenden Behandlung ist die qualifizierte Analyse der Motivation des Patienten von entscheidender Bedeutung. Die Mitwirkungspflicht des Patienten durch Einhaltung verbindlicher Regeln wird bei Aufnahme erörtert und vorausgesetzt, schriftlich festgehalten und führt bei Non-compliance zum Abbruch des Aufenthaltes.
Therapieziel, Therapieplan und Diagnosen werden mit dem Patienten eingehend besprochen und schriftlich fixiert.
Bei Aufnahme des Patienten werden vom Teamarzt eine eingehende Anamnese und ein körperlicher Untersuchungsstatus vom Patienten erhoben. Im Anschluss wird die notwendige Basis-Diagnostik (Laboruntersuchungen, EKG und Belastungs-EKG) durchgeführt. Ergänzend führt der Psychologe ein Aufnahmegespräch durch.
Gemeinsam mit dem Patienten werden die Therapieziele vereinbart und der Therapieplan für die Dauer des stationären Aufenthaltes erstellt.
Die medizinische Betreuung wird während der gesamten Rehadauer engmaschig fortgesetzt. Der Behandlungserfolg wird über regelmäßige Gewichtskontrollen und Messungen der körperlichen Leistungsfähigkeit dokumentiert.
Die Behandlung erfolgt in Gruppen mit max. 6 – 8 Teilnehmer.
2.4.2. Verhaltensmodifikation
Der Patient erhält zwei Mal wöchentlich psychologische Gespräche in Gruppensitzungen. Primäres Ziel ist eine dauerhafte Lebensstiländerung, die auf Einhaltung einer ausgewogenen, kalorienreduzierten Kost und eines regelmäßigen Bewegungstrainings beruht.
Die Änderung des Essverhaltens und die vermehrte körperliche Bewegung werden über
verhaltenstherapeutische Techniken vermittelt unter kritischer Auseinandersetzung mit dem eigenen bisherigen Verhalten. Die Analyse des Essverhaltens und der affektiv-kognitiv verknüpften Bedeutung der Nahrungsaufnahme ist Voraussetzung zur Entwicklung neuer gesundheitlicher Verhaltensweisen. Im Gruppensetting liegt ein wesentlicher Therapieerfolg in der gegenseitigen Motivation der Gruppenmitglieder, in der Stärkung des Selbstwertgefühls innerhalb der Gruppe und im Aufbau sozialer Kontakte.
Förderung des Selbstvertrauens und der Selbstdisziplin sowie Verbesserung der Selbstwahrnehmung und der Leistungsfähigkeit sind Grundlagen zum Aufbau eines positiven Verhältnisses zu Körper und Bewegung.
Darüber hinaus sind Einzelgespräche je nach Bedarf zur Bearbeitung seelischer Begleiterkrankungen wie Depressionen und Angststörungen vorgesehen. Außerdem werden Entspannungstherapien in Form von Autogenem Training und der progressiven Muskelentspannung nach Jacobsen zwei Mal wöchentlich angeboten.
Zusammenfassend umfasst die Säule „Verhaltensmodifikation“ die folgenden Therapiebausteine:
- pro Woche eine Stunde verhaltenstherapeutische Gruppensitzung
- pro Woche eine Stunde Stressbewältigungsgruppe
- wöchentlich zwei Mal eine halbe Stunde PME oder Autogenes Training
- bei Bedarf psychologische Einzelgespräche
2.4.3. Ernährung
Die Ernährungstherapie sieht im Regelfall eine ausgewogene Ernährung von 1200 kcal/d in drei Mahlzeiten vor. In der Ernährungs-Schulung werden dem Patienten Kenntnisse über die verschiedenen Nährstoffe vermittelt. Die Zusammensetzung einer gesunden Mahlzeit und die praktische Umsetzung in der Lehrküche werden erlernt, so dass die langfristige Fortsetzung der Klinik-Kostform in häuslicher Umgebung ermöglicht wird, um das Therapieziel einer stabilen Gewichtsreduktion von 5-10% des Ausgangsgewichtes im folgenden Jahr zu erreichen.
Die Führung eines Ernährungsprotokolls ist ein wichtiger unterstützender Faktor. Zusätzlich wird ein Einkaufstraining angeboten. Sowohl in der Lehrküche als auch am Einkaufstraining besteht die Möglichkeit, Angehörige mit einzubinden. Bei Bedarf wird das aufgeführte Basisprogramm für Patienten mit Begleiterkrankungen wie z.B. Diabetes mellitus erweitert.
Zusammenfassend umfasst die Säule „Ernährung“ die folgenden Therapiebausteine:
- pro Aufenthalt vier Stunden Ernährungs-Theorie
- pro Aufenthalt acht Stunden Praxisarbeit in der Lehrküche
- pro Aufenthalt drei Stunden Einkaufstraining
- Führen eines Ernährungsprotokolls
- bei Bedarf Ernährungseinzelberatung
- Schulungsbuffet
2.4.4. Bewegung
Ziel der Bewegungstherapie ist die Anleitung und Motivation zur dauerhaften körperlichen Aktivität. Das Bewegungsprogramm wird täglich mehrstündig in Form von Gruppentherapien durchgeführt. Die Intensität der Sporttherapie richtet sich nach der zuvor mittels Ergometrie ermittelten Belastungsfähigkeit des Patienten. Ausdauertrainingsarten wie Radfahren, Wandern, Walking und
Schwimmen besitzen Priorität.
Zusätzlich umfasst das Programm eine allgemeine Gymnastik und eine Wassergymnastik mit verschiedenen Schwerpunkten aus dem orthopädischen Bereich, die je nach Beschwerdebild und Fitness des Patienten angewandt werden.
Erkrankungen aus dem orthopädischen Formenkreis können zusätzlich mittels physikalischer Therpiemaßnahmen behandelt werden.
Zusammenfassend umfasst die Säule „Bewegung“ die folgenden Therapiebausteine:
- mindestens zweieinhalb Stunden Ausdauertraining wie Walking, Ergometrie, Wassergymnastik oder Bewegungsstunde / Tag
- 1 x pro Woche Rückenschule
- 1 x pro Woche Theorie der körperlichen Bewegung
- Optional Pilates, Wirbelsäulengymnastik, Atemgymnastik, Nordic Walking,
- Fitnesstraining, Gymnastik mit Musik und Bewegungsspiele je nach Beschwerdebild und Fitness des Patienten